Hornby Spur 0 für die Schweiz Teil 3

Made by Meccano Ltd Liverpool

Ein Amerikaner redet von „Lionel“, ein Deutscher meint dazu „Märklin“, ein Schweizer spricht von „BUCO“ und für einen Engländer ist es einfach „HORNBY“. Häufig meinen aber alle das Gleiche, nämlich eine Kindheitserinnerung an eine elektrische Eisenbahn. So sind diverse Markennamen in verschiedenen Ländern (fast) zu Sachbezeichnungen geworden.

Viele dieser Hersteller haben aber natürlich auch, manchmal mehr und manchmal weniger erfolgreich, Fahrzeuge für den Export in andere Länder produziert.

Teil 3 Hornby Reisezugwagen Mitropa und SBB

Mai 07, 2017

Die als Riviera „Blue“ Train Coach bezeichneten Wagen dürften die ersten Wagen sein, welche mit Blick auf den Kontinent entwickelt wurden. Angeboten wurden „Dining Car“ (= Speisewagen) und „Sleeping Car“ (= Schlafwagen). Das Katalogbild wurde über die ganze Produktionszeit, das heißt von 1926-1939, beibehalten, obwohl Drehgestelle, Puffer und Kupplungen geändert wurden.

Interessant ist der Hinweis auf Continental „Mitropa“ Coach No. 3, vgl. Bild 5, rot unterlegt. In einem Katalog sind diese Wagen nie abgebildet worden. Sie waren ab 1931 erhältlich und von Anfang an mit automaticcoupligs ausgerüstet. Konstruktiv sind sie baugleich wie die bereits erwähnten CIWL-Wagen. Angeboten wurden ein SPEISEWAGEN und ein SCHLAFWAGEN. Bei den ersten Serien wurden die Wagenenden schwarz eingefärbt, danach wurde dieser Produktionsschritt eingespart. Beliebt waren diese Wagen nie, wohl weil keine passende Lokomotive dazu im Programm war.

Was tun wenn ein MITROPA-Schlafwagen ein Einzelstück ist und man diesen gerne in einen Zug einreihen möchte? Man suche schrottreife Wagen, welche passend lackiert werden können. So geschehen mit zwei No. 2 Special Pullman Coaches. Die Beschriftung war erhältlich im reichhaltigen Sortiment von Hornby-Replica-Ersatzteilen welche von engagierten Hornby-Sammlern angeboten wird. Es sind althergebrachte Lackabzieh-bilder, welche mit Spiritus appliziert werden müssen.

Diese kleinen MITROPA-Wagen sind aus in USA entwickelten Pullman-Cars hervorgegangen. Durch überspritzen der abgedeckten Litho mit roter Farbe und aufbringen der Beschriftung in Handarbeit entstand die erste Serie – danach wurde eine eigene Litho erstellt. Weitere Abkömmlinge dieser USA-Pullman-Wagen sind die grünen Modelle für den Kontinent. Bei diesen wurde die Litho derart gestaltet, dass keine Bahninitialen vorhanden waren – diese wurden danach, je nach Bestimmungsland (Dänemark, Schweden und die Schweiz), von Hand angebracht.

Die kleinen pufferlosen Wagen mit ihrer amerikanischen Form, welche auf dem Kontinent eher fremd wirkt, haben in der Regel die automatische Kupplung. Das heisst: hergestellt frühestens 1931, das Jahr in welchem HORNBY die „automatic couplings“ eingeführt hat. Wagen mit Hakenkupplung müssen nicht zwingend älter sein – es ist auch möglich, dass Lagerbestände von Kupplungen verwendet wurden oder der Händler dies so gewünscht hat.

Die automatische Kupplung war in vielen Ländern geschützt; Zum Beispiel in Deutschland als DRGM (Deutsches Reichs-Gebrauchs-Muster) und in der Schweiz mit der Patentnummer CH157 977, eingereicht 26.06.1931, Priorität Grossbritannien 18.11.1930.

Eine weitere Abwandlung eines Amerikaners betrifft den „Caboose“ (Güterzugbegleitwagen), welcher gemäßworksheet (Arbeitsblatt) aus Liverpool zu einem No. 1 Passenger Coach (Continental) umfunktioniert wurde. In Wagenmitte war eine grüne Fläche ausgespart um, am bereits fertigen Wagen Bahninitialen nach Bedarf anzubringen. Der Wagen sieht weder aus wie ein Gepäckwagen, noch wie ein Personenwagen, was er wohl hätte darstellen sollen, sondern eher wie ein Fahrzeug für den Transport von Gefangenen. Ein Exemplar für die Schweiz war auf dem worksheet zwar vorgesehen, ist aber bis heute nicht belegt.

Der No. 2 Saloon Coach war in England sehr populär, in den beiden Ausführungen LNER und LMS(R). Die grüne Exportvariante für die Schweiz wurde auch schon mehrfach angetroffen. Über die, an Schweizer Vorbildern nicht vorkommende, Beschriftung D&E kann man nur spekulieren. Es könnte sich auf die Heizung beziehen und bedeuten: Dampf und Elektrisch.

Auf der Basis des No. 2 Special Pullman Coach (gleiche Form wie Wagen in den Bildern 8 und 9) gab es ebenfalls ein Exportmodell für die Schweiz, grüne Farbe und Beschriftung analog wie oben. Zwei solche Wagen konnte der Autor vor mehr als zwei Jahrzehnten in einer Privatsammlung sehen; sie waren unverkäuflich und photographieren konnte man sie auch nicht. Leider gab es zu diesen ansprechenden Fahrzeugen keinen Gepäckwagen – also war einmal mehr Selbsthilfe angesagt. Aus einem schrottreifen CIWL-Wagen wurde mit neuen Seitenwänden ein passender Gepäckwagen gebaut.

Teil 4 SBB Güterwagen

Quellen

  • Bernhard Huntigton, ALONG HORNBY LINES, Oxford publishing Co, Oxford, 1976.
  • Peter Randall, THE PRODUCTS OF BINNS ROAD, a generalsurvey, The Hornby Companion Series, New Cavendish Books, London, 1977.
  • Chris and Julie Graebe, THE HORNBY GAUGE 0 SYSTEM, The Hornby Companion Series, Vol. 5, New Cavendish Books, London, 1985.
  • Confédération Suisse, BureauFédéral de la PropriétéeIntelectuelle, Brevet Suisse No. 157 977, 1933. (Frank HORNBY, Liverpool, Grande Bretagne, Attelageautomatiquepourvéhiculessurrails, principalemetpourchemin de ferjouets).

(HUG, 2017)

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