Leeds Model Company - Spur 0 Bakelit Personenwagen
Die Leeds Model Company (kurz Leeds oder LMC) nahm 1912 ihren Anfang, als Reginald Frederick („Rex“) Stedman handgemachte Modelle produzierte und vertrieb, da der erste Weltkrieg die Entwicklung von Werkzeugen behinderte. Erst 1920, mit der finanziellen Hilfe des wohlhabenden Modellbahn-Enthusiasten G. P. Keen, wurde die LMC gegründet.
Bald war LMC der drittgrößte Modellbahnhersteller Großbritanniens hinter Hornby und Bassett-Lowke. Geschäftspolitik war es, statt reinen Spielzeugzügen Modelle in Spur 0 zu bezahlbaren Preisen zu schaffen. (Man beachte die für den britischen Markt typische, strikte Unterscheidung zwischen Modellbahnen und Spielzeugzügen zu diesem recht frühen Zeitpunkt!) Stedmans Ziel war, daß seine Entwürfe die größtmögliche Produktbreite zu niedrigst-möglichen Kosten ermöglichen sollten, um den Kunden größtmögliche Auswahl zu möglichst billigen Preisen zu bieten.
Leeds produzierte Rollmaterial, Zubehör und Gleise mit hölzernen Schwellen. Die frühen, hochwertigen, schon vor dem ersten Weltkrieg entwickelten, handgefertigten Waggons blieben bis nach dem zweiten Weltkrieg erhältlich, sowohl in Spur 0 als auch in Spur 1.
Die bekanntesten Produkte von Leeds sind die Personen- und Güterwagen mit hölzernen Wagenkästen, die mit lithographisch bedrucktem Papier beklebt waren. Sie waren, zum Schluß nur noch als Bausätze, ab 1923 bis 1966, der Zeit der Einstellung der Produktion, erhältlich.
In den späten 30er Jahren gab es Rollmaterial, dessen Gehäuse aus Bakelit geformt waren. Details wurden in Form von Schiebebildern aufgebracht. Somit war Leeds der erste Hersteller in Großbritannien, der Rollmaterial aus diesem Material herstellte.
Direkt nach dem zweiten Weltkrieg brachte Leeds als einer der ersten Hersteller Lokomotiven mit Raucherzeugern auf den Markt.
1925 wurde LMC mit der Bristol Model Co. vereinigt. In der Folge war Stedman nicht mehr Firmenchef, sondern nur noch Chef-Entwickler. 1928 verließ er die Firma und gründete ein eigenes Unternehmen.
Im selben Jahr kam LMC in finanzielle Schwierigkeiten. Stedman hatte viel Geld investiert in Modelle aus der Zeit vor 1923, als die britischen Eisenbahngesellschaften zu 4 großen Unternehmen zusammengeschlossen wurden. Ab diesem Zeitpunkt verlangten die Kunden aber nach Modellen dieser 4 großen Gesellschaften, die Leeds nicht liefern konnte.
So konnte Stedman nach einigen Monaten sein ehemaliges Unternehmen mitsamt den Namensrechten aufkaufen. Er erweiterte die Modellpalette um Modelle der 4 großen neuen Eisenbahngesellschaften. 1931 gab er aber die Kontrolle des Unternehmens ganz auf, diesmal für immer.
Nach dem zweiten Weltkrieg belieferte Leeds Händler und nicht mehr direkt die Endkunden. Der Schwerpunkt der Produktion lag jetzt auf Teilen für Selbstbauer. 1954 wurde die Gesellschaft umbenannt in Ellemsee Accessories.
Nach dem Krieg nahm die Spur 0, wohl durch "Nachhol-Effekte", einen heftigen, aber kurzen Aufschwung. Aber ab ca. 1950 wurde die Spur 00 immer beliebter und verdrängte Spur 0 fast vollständig. Firmen, die sich ausschließlich der Spur 0 widmeten, hatten keine großen Erfolgsaussichten mehr. Die Firma überlebte noch bis 1966, die Spanne der angebotenen Produkte wurde aber immer kleiner, bis am Ende nicht mehr viel übrig war.
Heute bemüht sich der Leeds Stedman Trust erfolgreich darum, ein online zugängliches Arrchiv sämtlicher LMC-Produkte aufzubauen. Weiterhin sind alle Teile für hölzerne Waggons inklusive Wagenkästen, Blech- und Gußteilen, Fahrgestellen und Papierlithographien dort als Reproduktionen erhältlich.
Siehe www.leedsstedmantrust.org
Bei den gezeigten Wagen handelt es sich um zwei Personenwagen der Southern Railway (grün) mit verschiedenen Betriebsnummern sowie einen Passenger Brake Composite Coach mit Zugführer- und Gepäckabteil der London, Midland and Scottish Railway (dunkelrot), die in dieser Form ab 1938 entstanden sind. (JD 2018)
Informationen entnommen aus:
John Ramsay/Pat Hammond, Ramsay's British Model Trains Catalogue, 4th edition. Felixstowe: Swapment Publications, 2004